Honduras: «Perdimos el miedo», «wir haben die Angst verloren». Wahlputsch am Scheitern?

Dienstag, 5. Dezember 2017



Aktuell, 1h nachts Schweizer Zeit: Stets mehr Truppen der Eliteeinheiten der Polizei, Cobras, und der Policía Nacional strömen im Hauptquartier der Cobras in Tegucigalpa zusammen und versichern, sich nicht als Mörder ihres Volks missbrauchen zu lassen. Gleichzeitig protestieren sie gegen die Nichtauszahlung des 13. Der Internet-TV-Sender des Regimeblatts La Tribuna überträgt zur Zeit live von dort. Laut Aussagen eines LT-Journalisten, schon zu Zusammenstössen zwischen Ordnungskräften gekommen zu sein. Ein Polizeichef versichert, ein Teil der Truppen sei Fehlinformationen aufgesessen, das Problem würde im Dialog gelöst. Allerdings zeigen die Live-Bilder das Ankommen neuer Einheiten, die sich dem Protest der brazos caídos, dem Streik, anschliessen. Vor der Kaserne stehen die Leute der Allianz gegen die Diktatur und rufen: El pueblo unido no será vencido… Nach Angaben der LT ist diese Aktion nicht auf die Hauptstadt beschränkt. Offen ist derzeit, wie sich die Armee inkl. Militärpolizei verhält.
Bisher waren nach Polizeiangaben über 700 Leute wegen Missachtung der Ausgangssperre gefangen genommen worden. Jetzt aber musste das Regime vor einer Viertelstunde die Sperre um 2 Stunden auf 8 h nachts (3h morgens hier) verschieben – warum? Weil die Leute überall auf den Strassen sind!
Seit Tagen hören wir Berichte, dass der Widerstand gegen den Wahlbetrug und die Repression sehr breit und stark sei, grösser als 2009 gegen den damaligen Putsch. Gestern fanden in Tegucigalpa und San Pedro Sula riesige Demonstrationen statt, dito offenbar auch in anderen Städten. Immer wieder hört man: «Perdimos el miedo», «wir haben die Angst verloren».
Offenbar sehen das auch die Beobachtermissionen der OAS und der EU so. Während die OAS gerade einen ersten Bericht herausgegeben hat mit teilweise eindeutigen Falschmeldungen und -Kommentaren, spricht sie sich aber für die Erfüllung zentraler Forderungen der Allianz aus: Kontrolle der Auszählung der über 5000 Wahlakten, die nicht über das von den Parteien einsehbare System direkt von den Wahlzentren ins Rechenzentrum des Wahlgerichts mit Kopie an die Parteien übermittelt wurden, sondern ohne Parteibeobachtung in einer Dépendance des Wahlgerichts prozessiert wurden – und den «Sieg» von JOH ergaben. Auch die Koordinatorin der EU-Mission, Marisa Matias, hat sich heute in einer Pressekonferenz deutlich dafür ausgesprochen.
Leute, das sind spezielle Momente!