USA/NZZ: Supreme Court und Serviles

Mittwoch, 5. April 2017



«Damit reagieren die Republikaner darauf, dass die Demokraten dem von Präsident Trump vorgeschlagenen Kandidaten Neil Gorsuch ihre Stimmen versagen, obwohl es dafür keinen triftigen Grund gibt».

NZZ, 17.4.17, Marie-Astrid Langer: Rachegedanken trüben den Blick


«Ohne triftigen Grund scheinen sich die Demokraten gegen Trumps Kandidaten für den Supreme Court zu wehren.»

NZZ, 5.4.17, Peter Winkler: Endlose Konfrontation auf dem Capitol

Parteigezänk also auf Kosten eines Aufrechten, dessen Nominierung durch Trump auf einhellig positives Medienecho in den USA und damit auch in der Schweiz stiess. Nur wenige Linke in den USA halten Gorsuch für noch schlimmer als Anonin Scalia, der letztes Jahr verstorbene Hauptexponent erzreaktionärer Gesinnung am Supreme Court.
Nicht ganz zufällig.  
Gorsuch ist ein Exponent der Federalist Society, der radikal rechts operierenden und sehr mächtigen Lobby im US-Justizwesen.
Während seines Studiums in den 80er Jahren an der Columbia University kämpfte er für die Beibehaltung der Geschäftsbeziehung dieser Universität mit dem südafrikanischen Apartheidregime. Eine starke Bewegung hatte eine Deinvestment- Politik an der Columbia University durchgesetzt. Er denunzierte damals in der von ihm mitbegründeten Campus-Zeitung The Federalist Paper Proteste afroamerikanischer Studierender gegen den Rassismus an der Uni. Und er behauptete die Rechtmässigkeit von Geheimoperationen unter US-Präsident Ronald Reagan zugunsten der US-Söldnerarmee der Contras (Iran-/Contragate) im Krieg gegen das sandinistische Nicaragua. Einen Sieg der Contras fand er dringend nötig.
Später, als Richter, hielt er einen Truckfahrer für schuldig. Der Mann war in winterlicher Nacht unterwegs gefahren, als sein Anhänger zusammenbrach. Er fürchtete, in der Kälte zu erfrieren, liess den kaputten Anhänger stehen und fuhr mit der Vorderkabine zur nächsten Tankstelle. Das Unternehmen hatte den Arbeiter daraufhin entlassen. Zu Recht, wie Gorsuch als Mitglied eines Dreier-Appellationsgerichts fand.
Ein grosser Fan von ihm und gleichzeitig ein alter Bekannter und Gleichgesinnter ist Hans A. von Spakowsky. Dieser Mann gehört zu den Vorreitern für die Beschneidung des Wahlrechts von «ethnic minorites» in den USA. Er hat in Georgia für die Einführung ein es scharfen ID-Gesetzes gesorgt, das erfolgreich viele Nicht-Weisse aus dem Register entfernte. Spakowsky jubelt jetzt über zwei Dinge: a) dass Trump Ende Januar ankündigte, das Justizministerium werde dem von ihm behaupteten millionenfachen Wahlbetrug von «illegal aliens» etc. untersuchen, und b), dass die Kotzfigur im Weissen Haus Gorsuch für den Supreme Court nominiert hat. Dem Justizministerium steht mit Jeff Sessions ein alter Bekämpfer des Wahlrechts für Schwarze vor, der jetzt das Codewort «illegal aliens» benutzt. Die «Untersuchung» wird den schon jetzt millionenfachen Ausschluss von nichtweissen Unterklassen-Angehörigen aus dem Wahlregister nochmals verschärfen.
Wahrscheinlich opponiert ein Grosssteil der demokratischen SenatorInnen aus reinem Opportunismus und Powergame-Kalkül gegen Trump. Ein paar wenige aber aus guten Gründen. Gründe, die für Medien wie die NZZ unaussprechbar bleiben. Gorsuch ist ein Mann der Macht, das macht ihn für seinesgleichen unwiderstehlich.

Quellen:
Der untriftig Angegriffene.